Kunst, die unter die Haut geht
Die Kunst des Tätowierens ist seit Jahren endgültig im Mainstream angekommen und daraus nicht mehr wegzudenken. Vor den 90er Jahren, als der Boom der bildlichen Körperverzierung begann, galten Tätowierungen noch „verrucht“ und waren eher Seeleuten oder Gefängnishäftlingen vorbehalten. Dabei kann die Kunst des Tätowierens auf eine Jahrtausende umfassende Geschichte zurückblicken.
Selbst auf der ca. 5000 Jahre alten Gletscher-Mumie Ötzi ließen sich Tätowierungen und andere Körperverzierungen nachweisen.
Die ursprüngliche Technik beim Tätowieren bestand darin, das Einschnitte in die Haut vorgenommen wurden und Tinte oder Asche darüber verrieben wurde. Heutzutage ist das Anbringen einer Tätowierung dank präziser Tätowiermaschinen nicht mehr ganz so schmerzhaft und nicht zuletzt dieser Umstand dürfte dafür gesorgt haben, das die „Hautbilder“ in den letzten 20 Jahren eine ungeahnte Renaissance erleben. Ob Handwerker, Banker oder Promi: Bei vielen Menschen sind ein oder mehrere Tätowierungen zu finden und der Trend ist ungebrochen!
MeinViersen.de besuchte das Studio „Bunte Leute“ in Viersen-Süchteln und befragte die beiden Tattoo-Künstler Nicole und Marco nach Technik, Lieblingsmotiven und weiteren spannenden Dingen. Marco tätowiert seit 9 Jahren. Wie bei allem gilt: Erfahrung macht man durch Taten. Also übte er erst mal an Schweinehaut und später wurde an den eigenen Beinen die Tätowiernadel genutzt. Dank seinem Talent im Tätowieren arbeitete er dann in einem Tattoo-Studio als Angestellter und später eröffnete er mit seiner Partnerin Nicole ein eigenes Studio. Nicole fing ähnlich wie Marco mit dem Tätowieren an und sammelte überdies Erfahrungen durch andere Tätowierer, die ihr mit fachlichem Rat zur Seite standen. Seit mittlerweile fünf Jahren betreiben die beiden nun in selbständiger Tätigkeit ihr Studio und konnten sich in dieser Zeit einen festen Kundenstamm aufbauen. Während Nicole eher die bunten, und filigranen Motive bevorzugt, steht Marco mehr auf eher düstere, großflächige Schwarz-Grau-Tattoos. Totenköpfe, Dämonenschädel und ähnliches sind genau sein Ding und er blüht richtig auf, wenn er bei solchen Motiven die Tätowiernadel über die Haut des Kunden rasen lassen kann. Dadurch, das Nicole andere Motive bevorzugt, ergänzen sich die beiden in ihrer Arbeit und können ein großes Feld an Kundenwünschen abdecken.
Großen Wert legen beide auf eine ausführliche Beratung der Kunden. Und auch, wenn der Computer für digitale Bildbearbeitung hin & wieder genutzt wird, skizzieren sie die Motive überwiegend auf Papier an oder direkt auf der Haut. Bei ihrer Arbeit benutzen beide nur in Deutschland lizensierte Farben. Ebenso kommen nur Einweg-Nadeln zum Einsatz. Beide schaffen durch ihr verantwortungsvolles Vorgehen Vertrauen bei ihren Kunden. Theoretisch ist es in Deutschland möglich, sich in Sonderfällen ab einem Alter von 16 Jahren tätowieren zu lassen. Dies ist möglich, wenn eine Einverständniserklärung des Erziehungsberechtigten vorliegt. Doch selbst dann entscheiden die beiden schlussendlich, ob sie mit ihrer Kunst aktiv werden oder nicht. Sie haben das letzte Wort in solchen Fällen und meist läuft es darauf hinaus, das der Kunde wiederkommen kann, wenn er volljährig geworden ist. Bei Piercings sind die beiden ebenso verantwortungsbewusst und entscheiden im Sinne des Kunden, ob sie Titan durch Körperstellen stechen oder davon abraten.
Gibt es besondere Trends, was Tattoos angeht? Nun, Schmetterlinge, Blumen und Sterne werden als Motive wohl ewig bestehen. Aber eigentlich sind jedes Jahr aufs Neue andere Motive beliebt. Letztes Jahr hatte das sympathische Kreativ-Duo sehr viel zeit damit verbracht, bei Kunden vorhandene, eher misslungene Tätowierungen zu überdecken und daraus wieder etwas Neues, ansehnliches zu erschaffen (sogenanntes „Cover up“). Beide raten entschieden davon ab, Selbstversuche zu unternehmen und schlussendlich ist es vernünftiger, direkt zu einem Profi zu gehen, als sich im privaten Rahmen von Hobby-Tätowieren Farbe unter die Haut bringen zu lassen.