Die Veröffentlichung von kleinen Menschen, die niemand gefragt hat
Wer von uns hat sich nicht schon einmal selbst gegoogelt? Diese Frage wird ehrlicherweise wohl kaum einer von uns verneinen können. Doch stell dir vor, du googelst deinen Namen und findest plötzlich das Foto eines kleinen, skeptisch guckenden Kindes in der Badewanne. Abgesehen, von einem dir heute fremden Gesichtes, musst du auch noch mit Erschrecken feststellen; Dieses Kind ist nicht irgendwer, dieses Kind bist du. Vor vielen Jahren. Aufgenommen in der heimischen Badewanne, hochgeladen auf der damals erfolgreichen Fotoseite „Flickr“ von deinen Eltern, dienst du jetzt als kleines Anzeigebildchen für einen Artikel über Neurodermitis bei Kindern.
„Das Internet vergisst nie“
In den vergangen Tagen sorgt ein Aufruf der Polizei Hagen immer wieder für Aufmerksamkeit und Diskussionen: Kinderbilder im Netz. Die Polizei warnt darin deutlich davor, Kinderbilder ins Netz zu stellen. Bereits über 189.000 User haben den Artikel geteilt, mehr als elf Millionen haben den Aufruf gesehen. Spricht für sich, sollte man meinen. Das Internet sei schließlich kein Familienalbum und neben aller Peinlichkeit können Bilder dort schnell auf falsche Rechner gelangen oder zweckentfremdet werden. Was einmal im Netz ist, ist nur schwer wieder wegzubekommen, vor allem wenn Bilder bereits gestreut wurden, Rechte nicht mehr klar verfolgt werden können, Quellen nicht angegeben sind.
Viele Eltern sind sich dieser Gefahr aber offensichtlich immer noch nicht ausreichend bewusst. Gerade in sozialen Netzwerken, wird nahezu täglich geteilt und veröffentlicht was das Zeug hält. So ist es mittlerweile fast schon Standard, dass das neue Familienmitglied heute nicht mehr in einem Artikel in der lokalen Zeitung, sondern mit einem eigenen, (öffentlich) geteilten, Post begrüßt und beglückwünscht wird. Weil es so einfach ist. Und so schnell. Doch worum geht es dabei eigentlich wirklich? Ist es der immer wiederkehrende Ehrgeiz mancher Eltern nach möglichst vielen „Likes“, dem vermeintlichen Indiz der modernen Anerkennung? Wer in sozialen Netzwerken stark aktiv ist, weiß – putzige Kinderbilder kommen immer besonders gut an. Und während Mama und Papa sich eines imaginären Erfolges der Aufmerksamkeit erfreuen, wurden die eigentlichen „Models“ nie gefragt. In der zu Facebook gehörenden Instagram-App gibt es bereits tausende Muttis, deren Accounts nur aus der Darstellung ihrer Kinder besteht. Damit verdienen sie sogar Geld. Vermutlich nicht mal mit bösen Absichten.
Fakt ist aber: Als Elternteil möchte keiner das Bild seines Kindes am Ende auf Seiten von Perversen wiederfinden. Und kein Elternteil sollte verantworten wollen, dass das Kind durch solche Bilder eventuell sogar zum Mobbingopfer wird oder anderweitig in soziale Konflikte gerät. Kinderbilder sind einfach etwas intimes, familiäres und gehören nicht auf öffentliche Plattformen. (dg) Bild: Joey Crowley